Einen strahlenden Herbsttag erlebten unsere Wanderer am 22. Oktober auf dem zweiten Genussweg in Sonnenbühl-Erpfingen.
Hecken mit Schlehen, Hagebutten und Holunderbüschen säumten den Beginn des Weges in die Weite
der Felder. Der Sage nach war man sich früher sicher, dass Schlehe vor Hexen und finsteren Bräuchen
schützt. Viele Weiden und Höfe sind heute noch mit Schlehenhecken umpflanzt. Wieder andere
glaubten, ein großes Aufkommen der schwarzblauen Früchte kündigt einen harten Winter an.
Heute sind diese Hecken und ihre Beeren wichtiger Rückzugsort und Nahrung für Kleintiere.
Alte und neue Gemüsesorten in Bioland-Qualität gedeihen auf den Feldern. Unglaublich, welch
filigranes Gewächs sich hinter dem schwäbischen Nationalgericht, der Linse verbirgt. Sie benötigt
immer eine Partnerfrucht zum festhalten wie z.B. Leindotter. Beides wird zusammen geerntet und
anschließend getrennt. Der Leindotter wird zu Öl weiterverarbeitet.
Das absolute Highlight der Erpfinger Landwirtschaft ist der Safran-Anbau. Das kostbarste Gewürz der
Welt, das „rote Gold“ war schon in der Antike als Gewürz, Heil- und Färbemittel bekannt. Dem
Sonnenbühler Frank Bahnmüller ist es mit viel Risiko und Fleiß gelungen, diesen herbstblühenden
„Crocus sativus“ erfolgreich in Sonnenbühl zu kultivieren. Die Wandergruppe gelangte abseits vom
Genussweg zum Safranfeld. Dort gab es viele Informationen von Frank Bahnmüller und seiner Frau
zum Safran.
Nur die drei roten Fäden in der Blüte werden zum Gewürz. Beim trocknen verlieren Sie
80% ihres Erntegewichts. Für 100 Gramm fertigen Safran müssen erst bis zu 25.000 Blüten vom
Acker geerntet werden. Anschließend die drei roten Fäden zupfen zum trocknen. Alles in Handarbeit.
Weltweit wurde noch keine maschinelle Unterstützung erfunden. So wird der Preis von 40-70 Euro für
ein Gramm Safrangewürz verständlich.
Die Farben der Hagebutten und Pfaffenhütchen beleuchteten den Weiterweg zur Mittagspause am
Grillplatz. Apfelsaft und Holundersaftschorle gab es dort zu verkosten. Der Genussweg verlief nun im
Wald und führte die Gruppe ins Mittelalter zur Burgruine Hohenerpfingen. Im Volksmund „Schnattre“
genannt, aus dem 12. Jahrhundert mit wechselnden Adelsgeschlechtern. Die „Ludeleskuche“, ein Fels
mit einer tiefen Nische, bot ehemals Schutz z.B. bei Unwettern. War in längst vergessenen Zeiten
aber auch Unterschlupf für allerlei Gesindel und von der Bevölkerung im großen Bogen gemieden.
Eine Bank, die „Paulsruhe“, bietet schönem Ausblick auf Stetten im Laucherttal. Einst Lieblingsplatz
des ehemaligen Erpfinger Bürgermeisters Paul Link und dem Ex-Gemeinderat und Zimmermeister
Paul Dreher. Letzterer sorgte teils selbst dafür, dass dieser Blick nicht zugewachsen ist.
Verwitterte, moosbewachsene Grenzsteine am Weg markieren die 200 Jahre alte Grenze zwischen den
ehemaligen Königreichen Württemberg und Preußen. Der Blick wird frei ins Laucherttal zur
Melchinger Mühle. Der Kurgarten, ja Sonnenbühl-Erpfingen ist seit 1978 Luftkurort, lud ein die
Herbstsonne bei einer Pause weiter zu genießen.
Der Heckengesäumte Panoramaweg bot nochmals schöne Sicht auf die Burgruine und Erpfingen.
Endete abwärts an der Erpfquelle, die angeblich noch nie komplett trocken fiel. Mit ihrem Wasser und
dem weiterer Quellen im Umkreis, versorgt die 1911 gegründete Albwasserversorgung 13.000
Menschen. Doch Wasser war auch auf der Kuppenalb schon immer ein knappes Gut. 10% des
Wasserverbrauchs werden heute aus der Bodenseewasserversorgung zugespeist.
In der Ortsmitte ging der erlebnisreiche Ausflug auf dem Genussweg, der alle begeistert hat, zu Ende.
Bis zum nächsten Mal.
Viele Grüße
Sabine Weinmann