Bis gestern (14.10.2023) war wochenlang schönes und warmes Wetter und ausgerechnet heute überquert ein Regengebiet Süddeutschland und läutet den kühlen Herbst ein. Pünktlich um 7 Uhr verlassen wir mit dem Bus Grafenberg, um ab Karlsruhe in den Regen hineinzufahren. Die angebotenen Frühstück-Brezeln trösten nicht wirklich. So stand es nicht im Prospekt! Kevin, unser Busfahrer steuert sein langes Gefährt sicher durch die schmalen Sträßchen der Pfalz, vorbei an den ehrwürdigen Sandsteinvillen in Bad-Bergzabern. Als wir am Parkplatz in Bruchweiler-Bärenbach ankommen, gleicht das Wetter dem Ambiente des Parkplatzes. Der ist nämlich am Friedhof. Also trist und öde!
Daniel muntert uns auf, denn seine Wetter-App verheißt das Ende des Nieselregens in 5 Minuten. Und tatsächlich kommt es auch so. Wie viele Überraschungen hatte doch das Leben früher, ohne diese kleinen Helferlein parat! Also formieren sich 33 Wanderer zum Gruppenfoto. Traumhafte Ausblicke, abwechslungsreiche Landschaften und attraktive Aussichtspunkte zeichnen den neuen Premiumwanderweg “Bären-Steig“ aus. Den wollen wir heute abwandern. Der Pfälzer Wald ist eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Auf seinen Höhenzügen ragen viele Sandsteinruinen empor und zeugen von alten, wilden Zeiten. Zunächst geht es im Wald moderat bergan, vorbei an den „Pfälzer Keschde“, den stachelig eingehüllten Esskastanien, die hier in Hülle und Fülle auf dem Boden liegen. Auch Knollenblätterpilze stehen massenhaft am Wegesrand und hoffen darauf, nicht geerntet zu werden.
Dann geht es steil abwärts im Zickzack, doch der dunkelrote Sandstein gibt durch seine poröse Oberfläche wesentlich mehr Trittsicherheit, als das heimische Gestein auf unserer Alb. Immer wieder passieren wir mächtige, durch Erosion und Wetter wild geformte Sandsteinmonolithe, die steil emporragen. Wir erklettern auf seit Jahrhunderten ausgewaschenen Sandsteinstufen die imposante Burganlage der Ruine Drachenfels. Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick über das Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald/Nordvogesen.
Und jetzt kommt tatsächlich die Sonne heraus und wärmt unsere, vom Rucksacktragen durchgeschwitzten Rücken. Gleich danach kehren wir in der Drachenfelshütte zur Mittagsrast ein. Hier sind Pfälzer Saumagen mit Sauerkraut und Weißherbst-Schorle im Dubbenglas fast schon Pflicht. Wie heißt es in der Pfalz: „Hauptsach gut g`ess“!
Steil, sogar am Seil geht es danach die Sandsteinfelsen hoch. Der Aussichtsfelsen Jüngstberg, den wir alle erklimmen, bietet für unsere Gruppe gerade so Platz. Hier füllen Daniel & Jojo aus seinem Zwei-Liter Flachmann 33 Schnapsgläser mit feinem Palmisch- Birnenschnaps aus heimischen Streuobstwiesen. Ein paar Pfälzer, die sich zu uns verirren, bekommen natürlich auch Hochprozentiges aus Baden-Württemberg und sind sichtlich angetan. So geht Völkerverständigung!
Gegen 16 Uhr, 14 Kilometern und 500 Höhenmetern erreichen wir wieder den Parkplatz. Von dort bringt uns Kevin zum Weingut Ullrich nach Pleisweiler-Oberhofen, wo in feinem Ambiente eine Weinprobe auf uns wartet. Evi Ullrich, die charmante Chefin begrüßt uns freundlich. Mit Schwarzbrot und Schmalz, sowie reichlich Flammkuchen schaffen wir uns eine gute Grundlage für die kommenden Rebensäfte. Das Gut produziert uneingeschränkt Bioweine. Ein hochprämierter, fruchtiger Müller-Thurgau, gefolgt von einem, den Gaumen schmeichelnden, Cabernet- Sauvignon aus sonnigen Steillagen, sowie einem blutroten Rotwein zum Abschluss lassen die Qual der Wahl. Nebenher wird natürlich ausgiebig Portugieser-Rosé konsumiert. Ferner wandern einige Kartons in den Kofferraum des Busses. Die Heimfahrt wird feucht-fröhlich. Die 6 Flaschen Portugieser, die Jojo hierfür gekauft hat, sind äußerst knapp kalkuliert. Wir hatten einen wunderschönen Tag in der Pfalz, hervorragend vorbereitet von unseren zertifizierten Wanderführern Jojo Defrancesco und Daniel Fischer. Vielen Dank Euch für solche Unternehmungen, die einen Verein am Leben erhalten.
Autor: Erwin Fessler
Wieder ganz herzlichen Dank für diesen tollen Bericht :-)